Vereinsgeschichte des RRC Endspurt 1924 e.V. Mannheim
1817
hatte der Badische Forstmeister Karl- Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn (1785 - 1851) ein "Laufrad" konstruiert und auf der Strecke vom Mannheimer Kaiserring zum
Schwetzinger Relaishaus erstmals öffentlich dem Publikum vorgeführt. Das zweirädrige Gerät wurde nach seinem Erfinder "Draisine" genannt und muss als Vorläufer unseres heutigen Fahrrades
gelten.
Der erste Radsportverein in der Stadt war der "Radfahrerverein von 1868". Dieser wurde zeitgleich mit dem "Bicycle-Club-Hamburg" gegründet. Beide waren die ersten
Vereinigungen dieser Art in den damaligen deutschen Landen. Da das Radfahren äußerst populär war, bildeten sich vor und um die Jahrhundertwende zahlreiche Clubs.
1924
Obwohl es in Mannheim den "Velocipedisten-Verein von 1883" und unter anderen die Radsportvereine"Opel", "Staubwolke", "Dürrkopp", "Union", "RV 1897 Waldhof" gab, gründeten Philipp Ries (er kam
vom sich vorher aufgelösten Verein "Radunion") Valentin Graf, Otto Dreher, Josef Ehnes, Otto Schnabel, Georg Walter und weiteren Radsportenthusiasten im Café Enderle den Rad-Renn-Club Endspurt
Mannheim. Die Vereinsfarben waren "lila weiß lila" und Vorsitzender wurde Philipp Ries. Ries hatte ein Fahrradgeschäft im Quadrat T 6,31. Dort hatte einst Carl Benz seine erste Werkstatt
eingerichtet und 1885 das erste Automobil konstruiert.
Schon im Gründungsjahr 1924 wurde das spätere Traditionsrennen um das "Goldene Rad von Mannheim" ausgerichtet. Die Strecke ging von Mannheim nach Darmstadt und
zurück. Sieger wurde der Fahrer Christian Pützfeld aus Köln-Longerich, dessen Bruder Adolf Pützfeld war Inhaber eines Fahrradgeschäftes und fuhr ebenfalls erfolgreich Radrennen. Das
Fahrradgeschäft und der von ihnen 1921 gegründete Verein ( RRC Günther 1921 Köln-Longerich) bestehen (2017) immer noch.
1925
Ein Jahr später wurde das erste Radrennen in der Mannheimer Innenstadt veranstaltet. Start und Ziel waren am "Alten Marktplatz" und eine "unübersehbare Menschenmenge" stand als Zuschauer am
Straßenrand. Sieger wurde der in den 20er Jahren populäre Mannheimer Rennfahrer Karl Schuler. Das offizielle Vereinslokal des RRC Endspurt war in diesen Jahren das traditionsreiche Gasthaus
"Zum Riesen" in H 4,8, dass bei einem Luftangriff im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. In dem neu erbauten Eckhaus ist heute eine Polizeiwache untergebracht.
1926
Das erste Bahnrennen wurde auf der 400 Meter langen Aschenbahn des heutigen Planetariumplatzes im unteren Luisenpark durchgeführt. Parkbänke wurden als Sitzplätze genutzt, ansonsten standen oder saßen die Zuschauer auf den begrünten Böschungen rund um die Sportanlage.
Man hatte gerade begonnen neben dem Sportplatz eines der weltweit ersten Planetarien zu errichten. Es wurde im Jahr 1927 eröffnet. Das alte
Planetarium war nur 16 Jahre in Betrieb, denn die Kuppel wurde 1943 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und nicht wieder aufgebaut, sondern zehn Jahre später vollständig abgerissen. Der
Sportplatz wurde bis in unsere Tage, insbesondere von Leichtathleten und Freizeitsportlern, genutzt.
1927
Mehr als 3000 Zuschauer verfolgten die international besetzten Rennen auf dem Oval im Luisenpark. Mannheim gewinnt im Radsport immer mehr Bedeutung und entwickelt sich zu einer Radfahrerhochburg
in der Weimarer Republik. Zum sichtbaren Zeichen für sportliche "Ehre und Verpflichtung" erfolgte bei einer der Veranstaltungen die Weihe des Vereinsbanners.
1928
Der "Endspurtler" Alois Schwer geht als erster Deutscher Meister im Radsport in die Sportgeschichte der Stadt ein. Er wird Deutscher Jugendmeister im "Malfahren",
wie der Sprint damals genannt wurde. Die Mannheimer Radrennfahrer Kaufmann, Knieriehm, Traub und Dobler zählen zu den erfolgreichsten und bekanntesten Radamateuren Deutschlands.
1929
Die Anwohner des Luisenpark, fast ausnahmslos Villenbesitzer, fühlen sich durch die radsportbegeisterten "Proleten" in ihrer Ruhe gestört. Wegen Ruhestörung und
Belästigung setzten sie ein Verbot der Bahnrennen durch. Der Verein weicht auf die damalige ebenfalls 400-Meter-Bahn in Ludwigshafen- Rheingönnheim aus. Training und Wettbewerbe finden nun auf
der linken Rheinseite, erst in Rheingönnheim, nach der Stilllegung dieser Anlage nach Friesenheim statt. Der Endspurt intensiviert die Bestrebungen zum Bau einer Radrennbahn in der
Quadratestadt.
1931
Rund um den Fußballplatz des "MFC Phönix Mannheim" in den Gärten am nördlichen Rande der Neckarstadt wird der Grundstein zum Bau einer Sportstätte gelegt.
1932
Die "Phönix-Bahn" wird mit einem Fest und einem Radrennen in Anwesenheit lokaler Prominenz eröffnet. Die Sportanlage befand sich bis zur Wohnbebauung Ende der
1950er Jahre am heutigen Altenheim in der Max-Joseph-Straße.
1933
Die Nazis erhalten die Macht in Deutschland und lösen alle Radsportverbände und Vereine auf und verbieten den RRC Endspurt. Die noch bestehenden Vereine werden
durch die Nazi-Sportführung in ihrem ideologischen Sinn "gleichgeschaltet". Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden dürfen keine Funktion ausüben. Aktiver Sport bleibt im "Deutschen Reich" ab
sofort nur noch sogenannten "Ariern" vorbehalten. Das damalige Vereinslokal "Zum Riesen" war auch Treffpunkt der Mannheimer Kommunistischen Partei, zu deren führenden Mitgliedern auch Heinz
"Bubi" Hoffmann, der in I 5 wohnte, gehörte. Hoffmann war im Widerstand gegen die Nazis tätig und hatte bei Nacht, was Tagesgespräch in der Stadt war, die rote Fahne auf dem Schornstein des
Elektrizitätswerk Neckarstadt gehisst. Das hat dazu geführt, das der "Riesen" einige Zeit geschlossen wurde. Heinz Hoffmann wurde nach dem Krieg Verteidigungsminister der DDR.
1936
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